P&P: Tabus am Tisch? Regelsysteme für Anfänger?
Da in der Community in letzter Zeit vermehrt generelle Fragen zu P&P-Runden aufkamen und sich neue Gruppen bilden, um zusammen zu spielen, habe ich Steffen (der selbst langjähriger Spieler ist und aktuell mehrere Runden leitet) gefragt, ob er sich nicht an einer kleinen Rubrik im Blog beteiligen möchte. In diesem ersten Artikel beantwortet er kurz und knapp 7 Fragen, die ihr gestellt habt. Es wäre aber auch denkbar, sich einzelnen Themen intensiver zu widmen und z.B. eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für angehende Spielleiter bereitzustellen. Wenn ihr Interesse habt, meldet euch gerne hier zu Wort.
Frage #01: Dein Lieblingsregelsystem für neue Runden?
Aktuell ist es "Call of Cthulhu". Es hat einfache Regeln, die 20er Jahre lassen sich gut für eine Spielrunde präsentieren und es gibt extrem viel Material, mit dem man arbeiten kann, zum Beispiel vorgefertigte Abenteuer. Natürlich sollte man sich als Gruppe aber vorher absprechen, auf welches Setting man Bock hat. Ansonsten kann ich sehr die Systeme "Fate" und "Savage Worlds" empfehlen, die Grundregeln bieten, mit denen man dann seine eigene Welt erschaffen kann. "Fate" spiele ich aktuell mit zwei Gruppen aus der Firma, die sowohl aus Rollenspielneulingen als auch P&P-Veteranen bestehen, und es funktioniert tatsächlich für alle extrem gut.
Frage #02: Eher narrativ oder alles auswürfeln?
Ist natürlich Geschmackssache. Ich bin eher ein Freund von narrativem Rollenspiel, einfach weil ich schon zu viel DSA gespielt habe.
Frage #03: Wenn der Spielleiter einlädt, muss er dann das Essen stellen?
Eigentlich sollte jeder Teilnehmer der Runde seinen Beitrag leisten und zum Beispiel etwas zu Essen mitbringen. Der Spielleiter hat schon genug mit der Vorbereitung auf die Runde zu tun, ihm dann auch noch die Versorgung aufzudrücken, fände ich ein bisschen unfair. Dann soll lieber jeder etwas mitbringen und zwischendurch wird Pizza o.Ä. bestellt.
Frage #04: Spielercharaktere sterben lassen?
Kommt auf das jeweilige System an. Wenn es von vornherein geklärt ist, dass Charaktere sterben können und es zum Spielspaß dazugehört, dann definitiv sterben lassen. Wenn man einen Charakter aber schon über 10 Jahre spielt und man dann durch einen vermasselten Würfelwurf stirbt, wäre das ziemlich scheiße. Deshalb sollte man als Spielleiter den Drahtseilakt schaffen, die Spielwelt bedrohlich sein zu lassen, ohne dass man gleich jeden Spieler aus dem Leben schlägt.
Frage #05: Tabus am Tisch?
Sollte man am Anfang klären. Jeder Spieler hat andere rote Linien und vor allem Themen wie extreme Brutalität, Folter oder Vergewaltigung müssen nicht unbedingt in einer Spielrunde vorhanden sein. Darüber muss jede Gruppe letztendlich selbst entscheiden und man sollte sich als Spielleiter dann auch daran halten. Letztendlich sollen ja alle Spaß haben. In meinen Gruppen haben Beziehungen und Sex meistens eher zu Fremdscham als zu gutem Rollenspiel geführt, weshalb wir solche Themen dann einfach nicht behandelt haben.
Frage #06: Ideale Dauer einer Spielrunde
Ich würde sagen zwischen vier und fünf Stunden, aber auch das hängt von den Vorlieben der Gruppe ab. Wer an jedem Abend vor allem Fortschritt machen will, der wird vielleicht auch mit etwas weniger Zeit auskommen. In vier bis fünf Stunden ist meiner Erfahrung nach aber eine gute Mischung zwischen Fortschritt und Rollenspiel möglich. Letztendlich ist das ja auch nicht immer reine Spielzeit, sondern es müssen noch Regelfragen geklärt und Essensbestellungen abgegeben werden.
Frage #07: Wie starr sollte man sich an vorgefertigte Abenteuer halten?
Eher nicht zu starr. Als guter Spielleiter darf man den Spielern einen gewissen Raum zur Eigenständigkeit geben. Da sollte man sich nicht zu sehr verkrampfen, sondern einfach auf die Spieler eingehen. Natürlich muss man trotzdem einen Weg finden, die Spieler irgendwann wieder in die richtige Richtung zu steuern. Viele vorgefertigte Abenteuer bieten da gute Hilfestellungen zu der Frage, wie man diesen Spagat meistern kann.
Empfohlen sei euch zu obigen Themen auch dieses Almost Daily mit Simon, Hauke, Steffen und KerkerKram-Spielleiter Nils Sommer: Wir können dir diesen YouTube-Inhalt erst mit deiner Einwilligung anzeigen.
